Wie kommt man dazu, mit Laborinstrumenten an der Bar rumzufuhrwerken, wird man sich fragen. Mein Ziel war und ist es immer, die Grenzen des Machbaren und des Erfahrbaren auszuloten. Kulinarisch runtergebrochen heißt das für mich, dass ich stets darauf aus bin, Aromen zu präzisieren und Kombinationen zu kreieren – dabei ist mir dann sozusagen „jedes Mittel recht“ und eines der effektivsten und spannendsten „Mittel“ ist mit Sicherheit der Rotationsverdampfer.
Rückblickend auf mein Studium der Theaterwissenschaft vor vielen Jahren, halte ich dies nur für konsequent, denn schon dort war ich großer Anhänger des Theatertheoretikers Antonin Artaud, dessen Theorie man stark verkürzt mit „maximale Mittel für maximales Ergebnis“ umreißen kann. Dies bezieht sich für mich gastronomisch nicht darauf, ein Bombardement von Aromen in jedes einzelne Produkt zu packen, sondern sich eine möglichst große Zahl an Werkzeugen und die Fähigkeit, mit ihnen umzugehen, anzueignen, um eben einzelne Aromen maximal strahlen zu lassen.
Kurz knackig: Johannes Möhring, Jahrgang 1986, Betreiber und Kopf der Ménage Bar im Münchner Gärtnerplatzviertel.
Nachdem ich mich mein Studium hindurch mit Jobs in Clubs, Cafés und Bars finanziert hatte, kam im 6. Semester die Kehrtwende und die fixe Idee „ernsthaft“ Bar machen zu wollen und lieber am Tresen als auf der Bühne zu inszenieren. Über die Bar des Cortiina Hotels, die weltberühmte Schumann’s Bar und der Eröffnung des Münchner Roomers Hotels landete ich final in der Buttermelcherstraße 9, in der ich 2018 die besagte Ménage Bar eröffnete.
Die oben genannte Philosophie ist ein essenzieller Teil des Ménage Konzepts, welches auf unprätentiöse Weise hochkreative Drinks und feine Küche zusammenführt. Kombinieren und Balancieren von Aromen in vielfältigster Weise sowie überraschende Pairings zwischen Glas und Teller zu finden.
Und sollte ich gerade mal nicht am Aromen schrauben sein, verliere ich entweder gegen meinen Sohn im Basketball oder gegen meine Tochter beim Memory spielen.